- und eben auch der Boden der Tatsachen. - "Lob des Schattens". Vielleicht - wenn du lang genug hinschaust, siehst du das Portrait des alten Meisters.
Wenn du dich umdrehst, dann siehst du das "EGO". Nicht mehr spiegelnd sondern spiegelverkehrt. Wenn du zwischen allen Dingen bist, dann löst sich das EGO auf. Das ist der Augenblick des Glücks."

Wie funktioniert diese Beschreibung? Sie erläutert nicht was die Arbeit bedeuten soll, sondern wie man sie gewissermaßen benutzt. Sie sagt: Tu dies! Dann siehst Du dies und das, tue jenes, dann siehst Du etwas anderes. Und schließlich, wie in einem buddhistischen Koan der rätselhafte Hinweis: "Vielleicht - wenn du lang genug hinschaust - siehst du das Portrait des alten Meisters.

Weiß' Erläuterungsweise - und ich hätte natürlich jeden Künstler einzeln bitten müssen und hätte eventuell ähnliche Ergebnisse erzielt - macht uns mit einer ästhetischen Grundwarheit bekannt, welche lautet, Kunstwerke haben nicht nur ihre intellektuelle "Bedeutung" oder ihren durch Kunstredner herauszustreichenden "Sinn". Sie haben vor allem Präsenz. Sie sind. Sie haben eine uns tangierende, berührende atmosphärische Realität. Kunst ist also keinesfalls nur ein Spiel nach Regeln oder deren Durchbrechungen, dann wäre sie tatsächlich nur ein intelligentes Spiel mit Assoziationen. Kunst ist aber, soweit sie Anspruch hat, vor allem jene Kunst, die uns in die Präsenz der Dinge einführt. "Wenn Du lange genug hinschaust," das heißt, Vergiss die Information, die Du in wenigen Sekunden aufschnappst! Vergiss die oberflächlichen Bezüge zur Dürer-Ikonographie! Schau vielmehr lang genug hin! Ein Satz, den Dürer auch so gesagt haben könnte. - Und was sehen wir, wenn wir lang genug hinschauen?

Im Fall von Hjalmar Leander Weiss eine Plexiglasplatte mit der spiegelverkehrten Aufschrift EGO. Durch sie fällt der Blick auf eine matte Wand dahinter und der Betrachter entdeckt das eigene Gesicht. Seinen abschätzenden, zweifelnden Blick. Er