Begegnungen - Teil I

Manchmal tanzte die Sonne auf den Glasscheiben hoch oben. Manchmal knisterte das Holz im offenen Kamin oder der Kanonen - Ölofen rumorte. Immer aber sorgten die Atelierwände mit unterschiedlichen Werk - Konstellationen für überraschende, sich gegenseitig hochschaukelnde Einsichten und will-kommenen Gesprächsstoff. Zwei ineinander laufende Räume atmeten Kunst aus. Hier trafen sich Hjalmar Leander Weiss und Heinz Neidel zwischen April 2006 und März 2009 in unregelmäßigen Abständen zu geregelten, offenen Sessionen. Bei fränkischen Brezen und süffigem Rotwein aus südeuropäischen Ländereien - bewacht und umschmeichelt von Sam, dem Hirtenhund.

Der wissbegierige Künstler und ein befreundeter neu­gieriger Kunstvermittler hatten sich zu Werk­statt­gesprächen der besonderen "art" verabredet. Cicerone spielte eine stringente Themen-Kladde. So bescherte uns der Monate Lauf eine ereignisreiche, stimulierende Entdeckungsreise. Haltepunkte hießen beispielsweise: Materialien und Techniken, Gegenständlichkeit oder Abstraktion, Flächen plus Linien, die Ästhetik, das Spirituelle, eine Galerie der Stille, und als mögliche Endstation die Annäherung an das Gesamtkunstwerk. Unsere Dispute, manchmal erinnerten sie an Wechselgesänge ohne Noten, waren von einer erkenntnishungrigen Offenheit geprägt und durch analytische Schärfe punktiert. Dass solche Begegnungen süchtig machen können, wurde uns bald bewusst. Hjalmars Oeuvre als Geländer blieb freilich immer im Visier. So entstand im Atelier des Malers zeitweise, wie ein Haus im Haus, ein Atelier der Gespräche, der Ideen und Utopien. Zwei Protagonisten aus unterschiedlichen Positionen und in anderen Generationen zuhause, trafen sich auf Erst Blochs Spuren: "Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst." Kunst als Agens.

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