die Durchbrechung der Regeln beginnt, selber zum Spiel zu gehören und kommt zu dem Folgerichtigen Ergebnis, dass dann wohl nicht mehr sicher ist, ob sich "bei solchen Produktionen" (vgl. S. 64ff) überhaupt noch "Kunst" im Sinne eines ehemaligen Ideals der sich steigernden Künstler- Persönlichkeit ereigne.
Sehen
wir die vorliegende Ausstellung an, so könnte uns dieser Gedanke
schon auch kommen. Vieles von dem, was wir hier sehen, ist mehr oder weniger
mittelbar mit dem Titel der Ausstellung verbunden. Dabei kann man grob
zwischen Arbeiten unterscheiden, die sich mit dem Ego auseinandersetzen
und solche, die - sagen wir einen mehr oder weniger mittelbaren Bezug
zum Werk Dürers herstellen. Die Arbeit Rösners habe ich schon
erwähnt, gleich in der Nähe eine Fledermaus im Kasten, darunter
einem Handspiegel, die mir Hubertus Hess als anspielendes Zitat eines
Motivs in Dürers Melencholia I bekannt gemacht hat, auf dieser Ebene
agiert auch Udo Kaller mit seinem magischen Quadrat. Im gegenüberliegenden
Eck, wieder von Hess ein Dürerportrait. Man könnte sagen, der
alte Meister in dreidimensionaler Abwendung, so als wende er sich auch
von dieser Ausstellung ab. Das Portrait dominiert im Übrigen. So
hat Christoph Gerling eins seiner schwarz übermalten Portraits beigesteuert
und Jasmin Schmidt in gleicher Übermalungsstrategie zeigt ein Madonnenportrait,
das uns wieder an Dürers Madonnenbilder mahnen soll. Portraits haben
im weitesten Sinne auch Chris Bruder (Die Füchsin) und Michaela Biet
(Fragment) beigesteuert und auch die sehr aufwändige Fotoarbeit von
Pirko Julia Schröder (Nykarleby) ist im Grunde ein Selbst-Portrait,
dessen Fotografin sich in der Auslage spiegelt. Ortwin Michel gibt uns
als Meditationsaufgabe den Satz: "Ich reiste nach Norden und überquerte
den Polarkreis", der sich zugegeben nur mit einigem Aufwand
auf Dürer