Wenn Sie ein gutes Bild für Dieses Ego suchen, dann können
Sie gern auf die gleich hier vor uns aufragende Holzantilope Christian
Rösners sehen, oder besser an ihren Hörnern hinauf. Dort mit
dieses Hörnern im Bauch und schätzungsweise entsetzlich gequält
aber dennoch gleichsam in einer Imponiergeste die Fäußte reckend
und mit den Muskeln spielend, das könnte zumindest das Ego sein,
von dem Descartes redet das Ego, das sich ein protestantisches Gewissen
macht und mit Mühe aufrecht hält, obwohl es sich doch am liebsten
gehen lassen würde, ein Ego sich seit Rousseaus Erziehungsprogramm
als bildbar begreift, das sich also finden oder scheitern kann: "Sei
Du selbst, jede junge Seele hört diesen Zuruf bei Tag und Nacht und
sucht, ihm zu genügen, allein die Künstler hassen das Einhergehen
in erborgten Manieren", so heißt das bei Nietzsche im Abschnitt
von Schopenhauer als Erzieher und wenn Sie dafür ein Bild suchen,
so würden sie es in der Arbeit von Ursula Kreuz finden, die im Untergeschoß
einen Film zeigt, auf dem Sie zunächst an einer Schulbank arbeitet,
sich dann aber zunehmend von diesem Gerät der Ego-Bildung emanzipiert
und am Ende die Bank auch folgerichtig mit dem Vorschlaghammer zertrümmert.
Zusammengefasst: Das Neuzeitliche Ego, das ist das Ego, das nicht mehr gläubig und bei Gott sein will, sondern kritisch und bei sich.
III. Die Ausstellung oder nochmals "Ich mir selbst & Dürer"
In seinem Buch "Die Beschämung der Philister - wie sich die
Kunst der Kritik entledigte" - hat Christian Demandt vor einigen
Jahren dargelegt, warum durch die Ichstärkung des europäischen
Künstlers, die bildende Kunst von einem ursprünglich kanonischen
Geschäft (nehmen wir Albrecht Dürer oder noch viel deutlicher
etwa Bellini) zu einem Spiel nach Regeln mit kritischem Hintergrund
bei hoher Ich-Prätension wurde, das sich nach und nach
seiner Rechtfertigung durch Kritik entzog. Da es bei einem Spiel vor allem
auf die Regeln ankommt, fragt er, was geschieht, wenn