Gruppe Hirschenstraße - auf Künstler schießt man nicht!

Zwischen Himmel und Hölle

Mit "Zwischen Himmel und Hölle" beschritten Max Margot Protze, Ralf Siegemund und Hjalmar Leander Weiss im eigenen Haus neue Wege der Aussetllungsgestaltung. Zu den Klängen von Carmina Burana wurde jeder Besucher einzeln durch den abgedunkelten, höhlenartigen Ausstellungsraum geführt. Das Trio hatte es darauf angelegt, sämtliche Regeln der Kunstpräsentation außer Kraft zu setzten und dem Besucher darüber jede Orientierung zu nehmen. Stattdessen bot man ihm ein überwältigendes Szenario in dem die einzelnen Werk im Gesamtzusammenhang aufgingen. Im Kerzenlicht, von Weihrauch umgeben, entdeckte man Protzes bitumengeschwärzte {5}, an den "Tod der Natur mahnende" {6} Skulptur und die gemalten Kreuzigungsszenen von Ralf Siegemund. Von der Musik getragen, blickte man in maskenhafte Gesichter des Triptychons "Mensch" von Hjalmar Leander Weiss, bis man auf die Bodeninstallation von Siegemund stieß und prompt aus der mystischen Stimmung gerissen wurde. In einem Glitzerrahmen waren Würstchen in Kerzenständern aufgestellt. Totes Fleisch der Postmoderne? Spätestens an dieser Stelle bekam die Präsentation eine ironische Komponente und in Bezug auf die Kreuzigungsszenen auch eine provokative. Das Erlebnis der Unsicherheit und Irritation, das den Besucher erwartete, war eigentliches Ziel der Ausstellung.

Reise in die Südsee!

Feste feiern war kein unwesentlicher Bestandteil des Hirschestraßen-Daseins und entsprach der allgemeinen Haltung in den 80er Jahren. Falcos Statement bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: "Wer sich an die 80er erinnern kann, hat sie nicht erlebt." Bei dem Potenzial an Kreativität und Darstellungslust in der Hirschenstraße waren rauschende Feste vorprogrammiert. Unter einem bestimmten Motto wurden Haus und Hof dekoriert, Filme gezeigt, Texte vorgetragen und Bands eingeladen. "Die Haut", "Pseudoelektronixx", "Bluna-Konzentrat" und einige mehr heizten mit Liveauftritten ein. Die "Reise in die Südsee!" dehnte sich auf eine ganze Woche aus. Als sich die Nachbarn auch nicht mehr mit Piccolo-Flaschen beruhigen ließen und begannen auf die Horde junger Leute zu schießen, schaltet man erst mal einen Gang runter, bis es wieder an der Zeit war Gas zu geben.