Gruppe Hirschenstraße - auf Künstler schießt man nicht!
Gegenkosmos Hirschenstraße
So kam es, dass einige, noch bevor sie an die Akademie kamen, sich in
der Hirschenstraße bereits vollständig der künstlerischen
Arbeit gewidmet hatten. Die Akademie schien gegenüber der Hirschenstraße
zunächst wenig attraktiv. Hier arbeiteten die Künstler in engen,
bereits erschlossenen Ateliers, die sie früh am Abend bereits verlassen
mussten, da das Haus seine Tore schloss. In der Hirschenstraße genoss
man die Freiheit sich stets, wenn einen der Schaffensdrang packte, auch
an die Leinwand stellen zu können oder die Kettensäge anzuwerfen.
Ebenso impulsiv beschloss man kurzerhand Werkschauen oder Ausstellung
und setzte sie innerhalb weniger Tage um. Dieses Ambiente war der Boden
für geistigen Austausch und die notwendige Reibung innerhalb der
Gruppe. Wenn auch jeder einzelne in der Hirschenstraße seinen eigenen
Fragen in der Kunst nachging und zu individuellen Schlussfolgerungen kam,
so war die gegenseitige Einflussnahme doch von entscheidender Bedeutung.
Da man um die gleichen Brennpunkte kreiste, kam man aneinander nicht vorbei.
Gerade weil man in der Hirschenstraße die Freiheit und das Chaos
ausleben konnte, gewann die Akademie für die Künstler wieder
ihren Reiz. Man sehnte sich doch von Zeit zu Zeit nach einem neutralen
routinierten Blick von außen und suchte die Auseinandersetzung mit
den Professoren und genoss nicht zuletzt die Vorzüge gut beheizter
Räume.
Punk und Postmoderne
"Es sollte endlich Klarheit drüber bestehen, dass es uns nicht
zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares
zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann." {2} schrieb Lyotard,
der mit seinem Werk "Das postmoderne Wissen", unseren Begriff
der Postmoderne entscheidend prägte.
Im Zeitalter der Postmoderne "ist alles schon vorhanden". "Was
gibt es noch zu sagen, wenn alles schon gesagt ist?", war eine Frage,
die in der Luft lag und die man beantwortete, indem man das Zitieren zur
adäquaten Ausrucksmöglichkeit erklärte. Themen, Stile und
Ausdrucksformen bildeten einen Fundus aus dem sich auch die Künstler
der Hirschenstraße selbstverständlich bedienten. Sprach-, Musik-
und Bildzitate wurden aufgenommen, um sie in einem neuen Kontext aufeinanderprallen
und sich selbst widerlegen zu lassen.