Gruppe Hirschenstraße - auf Künstler schießt man nicht!
Künstlergruppen der 80er Jahre
Obwohl es eine Kunst des heftigen, impulsiven Ausdrucks der eigenen Befindlichkeit war, gingen die jungen Künstler nicht den Weg der Einzelkämpfer, sondern traten auffallend häufig in Gruppierungen auf. Ein Gemeinschaftsgefühl verband oft extrem gegensätzliche Positionen und überspielte ablesbare Differenzen. Dabei erstaunt, dass wir kaum eine grundlegende Programmatik der Gruppen finden, sondern vielmehr eine lebhafte Ablehnung der Einordnung und Festlegung.
Mülheimer Freiheit
Die radikale Absage an jegliche Programm-Orthodoxie und Absolutheitsansprüche in der Kunst kultivierte auch die "Mülheimer Freiheit". Walter Dahn, Peter Bömmels, Hans Peter Adamski, Georg Jiri Dokoupil, Gerhard Naschberger und Gerhard Kever hatten ihre Gruppe nach der Adresse ihres Ateliers in der Mülheimer Freiheit 110 in Köln Deutz benannt. Ihre teilweise extremen Bildfindungen entsprangen einer Ungezwungenheit, die spontan und intensiv ins Bild umsetze, was die Wirklichkeit an heterogenen Einflüssen bot. Dabei ließ man sich jedoch nicht auf eine Haltung der Kritik ein, die den eigenen Standpunkt allzusehr eingeschränkt hätte, sondern man bediente sich unvoreingenommen und lustbetont am Gegebenen.
Die Hamburger
Schon 1976 gründeten Werner Büttner und Albert Oehlen die "Liga zur Bekämpfung des widersprüchlichen Verhaltens". Ihnen war die Kunst vor allem Mittel der sozialen Wirklichkeit auf die Spur zu kommen. Was ihnen bei der morgendlichen Zeitungslektüre ins Auge fiel, wurde am Nachmittag im Atelier auf der Stelle ins Bild umgesetzt und kommentiert. Wenn ihre Kunst banal oder absurd erschien, dann nur, weil das tägliche Leben so beschaffen war. Ebenso wie die Mülheimer verzichteten sie auf eine versöhnliche Ästhetik. Vielmehr galt es diese als ein Werkzeug des Scheins zu entlarven.