Gruppe Hirschenstraße - auf Künstler schießt man nicht!

Das Interesse der jungen Generation der 80er richtete sich hingegen wieder auf das Ich des Künstlers und seinen subjektiven Ausdruck. Man wandte sich wieder verstärkt eigenen Bedürfnissen und Erfahrungen zu. Wolfgang Max Faust und Gerd de Vries, die zu den wichtigsten Promotoren der jungen Kunstszene gehörten, erklärten auch das wieder erstarkende Interesse der jungen Künstler an der Malerei aus diesem Perspektivenwechsel. {1} Obwohl Schlagworte wie "Hunger nach Bildern" die zeitgenössischen Besprechungen bestimmten, war die Malerei doch nur ein Mittel inneren Bildern Ausdruck zu verleihen. Die Künstler und vor allem die Künstlerinnen waren in dieser Zeit ausgesprochen experimentierfreudig und arbeiteten mit den unterschiedlichsten Medien und Materialien - auch in der Hirschenstraße.
Das Einbringen persönlicher Erfahrung machte den Künstler zum Schnittpunkt von individuellen und gesellschaftlichen Belangen, sein Kunstwerk zur Momentaufnahme mannigfaltiger Einflüsse, gefiltert durch die eigene Subjektivität.
Trotz der gemeinsamen Tendenz hin zu einer Subjektivierung der Kunst lässt sich für die 80er Jahre nicht von einem neuen Stil sprechen, sondern von einem Nebeneinander vielfältiger Stile, die sich selbst im Oeuvre des einzelnen Künstler ständig wandeln konnten.

Heute, nach mehr als zwanzig Jahren, ist man bereit zu einer historisierenden Rückschau auf jene Zeit und zugleich findet eine Neubewertung ihrer Kunst statt. So steht Martin Kippenberger und sein anarchisch-spielerischer Umgang mit der eigenen Person in der Kunst in wegweisenden Großausstellungen wie der diesjährigen Biennale von Venedig oder in der Frankfurter Malerei Ausstellung "Lieber Maler male mir" wieder zur Debatte.
Zur Ausstellung "Hirschengeist" soll mit diesem Text ebenfalls ein Rückblick und zugleich eine Aufarbeitung der "Zeit der Hirschenstraße" geleistet werden, die einzigartig in Fürth und symptomatisch für eine ganze Zeit war.