Reden ist Gold. Schweigen.

W: Viele Leute sind so. Und ich sage ja auch etwas. Ich behaupte aber nicht, daß ich recht habe. Mir ist aber wichtig, daß ich mit meiner Kunst nicht auch noch beitrage zu der babylonischen Sprachverwirrung, die seit einiger Zeit unseren Planeten ergriffen hat. Die Kunstausstellungen werden auch immer größer und lauter. Nichts scheint verschont zu bleiben vom Lärm der Marktschreier.

H: Könnte man das, was Du tust, bezeichnen als einen Versuch, Stille zu schaffen, oder vielleicht als den Versuch, Inseln zu schaffen inmitten dieses Ozeans voller Lärm und Gebrabbel?

W: Das klingt poetisch, aber auch nach politischem Anspruch. Manifest der Stille? Man unterstellt einem Künstler oft einen politischen Anspruch, weil sie zum Beispiel unter der Welt leiden. Ich leide aber nicht unter der Welt und male dann deswegen solche Bilder. Ich genieße die Welt, so wie sie ist. Allerdings ist Stille oft die Voraussetzung dafür. Für den Betrachter heißt das, daß er doch erst mal still und leer sein muß, damit das Bild Zugang zu ihm findet.

H: Auf großen weißen Wänden sehen diese Bilder sehr dekorativ aus!

W: Heutzutage Malerei zu betreiben ist Anachronismus. Es verbraucht jede Men­ge Material und Zeit. Derartige Effekte lassen sich mit anderen Medien schneller, billiger, platzsparender und umweltschonender herstellen. Ein Kunstwerk darf heute nicht schön sein.

H: Wie bitte?

W: Wenn heute einer Schönheit entdeckt, dann erwachen überall die Warner, die dann sagen, daß man getäuscht wird und daß es doch nur ums Geschäft geht und daß man nur die reichen Leute dekorieren will.

H: Du hast jetzt aber nicht von Dir gesprochen, sondern Denkweisen anderer Leute zitiert.

W: Ja freilich. Schönheit muß schon sein.