Begegnungen

Neidel - Kapitel 1 - Teil I

Am Anfang war und ist bei Hjalmar Leander Weiss die Farbe. Sie wird nicht mit dem Pinsel hoffiert. Sie wird vielmehr in ihrem Eigenleben fixiert, auf das eigene Pigment zurückgeworfen und eigen - sinnigen Prozessen ausgeliefert. Malerei durch Be­wegung; Bewegung mit Farbe. Farbe als Medium. Ihr Meister baut sie auf wie einen Akkord, wie eine Schöpfung, die aus Gegebenem Neues generiert.

So entstehen gegenstandslose Bilder. Sediment - Bilder. Sie bilden nichts ab, bleiben namenlos; sie verweisen nur auf sich selbst. Es sind Bilder - Fugen, getragen von chromatischen Kombinationen und inneren Erkundungen. Die reliefartigen Werk - Körper entfalten durch Verkrustungen, abgeplatzte oder sandige Partien eine archaische Wirkung und gerinnen zu haptischen Überraschungen. Fast unendliche Fülle und ein Reichtum an Nuancen erscheinen zugleich.

Diese "Bilder des Nichts" (wie sie der Künstler selbst nennt) wollen zu Seh - und Denk - Erlebnissen verführen - allein aus den natürlich eingesetzten Mitteln, der farbigen Stofflichkeit des Materials, der Farbformen und dem Licht. Gemalte Energie - Felder können so (fast spielerisch selbstverständlich) zu Meditations - Tafeln mutieren.

Sie reklamieren Zeit zum Verweilen, Geduld und Distanz zu eingeschliffenen Betrachtungsweisen und überkommenen Vorstellungswelten. Sie fordern vom Betrachter ein inneres Entgegenkommen und so etwas wie Demut ein. Dieses Wort meint hier: nicht bereits alles besser wissen, sondern bereit sein, sich sehend zu öffnen und dem eigenen Horizont eine Erweiterung zu gönnen.

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