Gruppe Hirschenstraße - auf Künstler schießt man nicht!

Dabei war der kreative Geist keineswegs erschöpft, er unterlag nur einem Wandel. Jan Delay, der deutsche HipHop-Liebling, erklärte ganz selbstverständlich den Wandel, wie es vom großen, gemeinsamen Mensa-essen dazu kommt, dass jeder jetzt seine eigenes Süppchen koche: Man werde eben älter, ruhiger und wolle mal abends bei seiner Freundin bleiben. Auch wenn Delay sich hier auf die Veränderungen in der deutschen HipHop-Szene bezieht, vollzog sich der Wandel in der Hirschenstraße ganz ähnlich undramatisch.
Während der wilde Geist langsam ruhiger wurde, verlor das Gruppenerleben an Bedeutung, und die Künstler widmeten sich verstärkt ihrem persönlichen künstlerischen Weg. Außerdem hatte man sich im Laufe der Jahre zu oft an den Stacheln der anderen gestoßen und wollte sich aus der Familie lösen, in der die Private und Professionelle Ebene immer wieder ineinander übergegangen waren. Diese ganze Entwicklung wurde stark von der durchwegs schlechten finanziellen Lage - es fanden sich kaum Förderer in Fürth - und dem baufälligen Zustand des Atelierhauses beeinflusst. Als es letztlich in die Ateliers regnete suchten sich auch die letzten, noch gebliebenen Künstler neue Ateliers.

Auch wenn es für die Künstler keinen wirklichen Schlusspunkt der Hirschenstraßen-Zeit gibt (man sei doch immer noch verbunden und hätte sich nie richtig gegründet, geschweige den aufgelöst), so waren die beiden Ausstellungen im Institut für ästhetische Grenzbereiche doch die letzten Aktionen, die vom gemeinsamen Geist der Hirschenstraße getragen wurden. Dieser ist schließlich der gründende und beendende, wenn auch heute immer noch zu erweckende, Stoff dieser Gruppe.